Rico Costa - von Costa Rica um die Welt

Discussion in 'Berichte' started by Rico Costa, Jun 11, 2010.

  1. 141519

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    Ausgepumpt lehnte sich Rico an eine Palme und blickte gedankenverloren über den Ozean. Seit er sich vorgenommen hatte seinen Job hinzuschmeißen und sich ein Jahr lang komplett auf Tennis zu konzentrieren, war er schon oft nach einer anstrengenden Laufeinheit hier gesessen und hatte darüber nachgedacht, ob der Schritt richtig gewesen war. Seitdem waren schon einige Monate ins Land gegangen und so langsam hatte er die Grundlagen gelegt. Doch blöderweise waren in seinem Dorf die Trainingsmöglichkeiten - vom Laufen einmal abgesehen - gelinde gesagt bescheiden. ein Tennisplatz, und dort hing das Netz geschätzte 10 cm über der Grasnarbe. So hatte das keinen Sinn.

    Deshalb hatte er sich auch entschlossen für zwei Wochen in die Schweiz zu fliegen und dort mit einem Freund zu trainieren, den er früher einmal auf einem Jugendturnier kennen gelernt hatte. Vermutlich war es gut, einfach mal hier weg zu kommen. Der Sandstrand war schön und gut. Auch das Laufen war wahrscheinlich nirgends ertragbarer als hier am Meer entlang. Aber so langsam hatte er es satt. Das würde sein Freund sicher nicht verstehen können, aber der hatte auch keinen Ozean mit Sandstrand vor der Haustür.

    Mühsam drückte er sich wieder hoch und begab sich auf den Rückweg. Immerhin musste er noch seine Sachen packen, damit er in 2 Stunden den Überlandbus zum Flughafen erwischte. Hoffentlich machten ihm die Zollbehörden beim umsteigen in den USA keine Probleme. Er hatte keine Lust, dass der sowieso schon endlose Flug noch länger dauern würde. Er durfte nicht vergessen seinen neuen Schläger noch einzupacken, den ihm der Tennistrainer des Städtchens ihm besorgt hatte, nachdem er dreimal hintereinander glatt gegen ihn verloren hatte. Aber er durfte auch kein Maßstab sein, wenn Rico auch nur ungefähr das erreichen wollte, wovon er seit einem halben Jahr jede Nacht träumte. Auch im Bus döste er kurz ein und die glitzernde Welt des Tenniszirkus öffnete ihre Tore für ihn...
  2. 141519

    Rico Costa Classic Tour New Member

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    Die Schweiz war Costa Rica so ähnlich und doch völlig anders. Beide Länder waren relativ klein doch die Landschaft hätte unterschiedlicher nicht sein können. Berge gab es zwar auch in Costa Rica aber nicht in der Menge und dem Ausmaß wie hier in der Schweiz. Und so schön wie die vielen Touristen meinten, denen er begegnet war, fand er die Berge nach 2 Wochen, in denen er den einen oder anderen Berg hoch und runter gerannt war nicht mehr.

    Doch auch das Tennis spielen war nicht zu Kurz gekommen. Mit seinem Freund Matthias war er täglich mehrere Stunden auf dem Platz gestanden und hatte mit Matthias' Trainer auch noch weiter gearbeitet, wenn sein Freund schon die warme Dusche genossen hatte und mit einem Drink auf der Terasse saß. Vor allem an seiner Schlagtechnik hatte er gefeilt.
    Auch die notwendige Pause nach den ersten 10 Tagen hatten sie mit Tennis gefüllt und waren zu einem Turnier nach St. Gallen gefahren um ein wenig Turnierluft zu schnuppern und sich anzusehen, wohin ihn sein Weg führen sollte.

    Doch als sie am Turnierort ankamen gab es eine große Überraschung. Am Eingang passte sie Matthias Trainer ab und teilte mit, dass ein Spieler kurzfristig ausgefallen sei und ob er, Rico Costa, nicht Lust habe, einzuspringen.
    Da gab es nicht viel zu überlegen. In Windeseile wurde ein Schläger aufgetrieben, sein Sportzeug hatte er sowieso nahezu immer an und schon stand er auf dem Platz. Viel früher als erwartet.

    Zu früh, wie sich nicht einmal eine Stunde später herausgestellt hatte. Gegen den Deutschen Rene Vogel stand er die meiste Zeit ein wenig verloren auf dem Feld herum, das ihm viel größer als sonst vorkam.
    Doch an seinem Plan, hatte das nicht geändert. In den verbleibenden Tagen seines Schweiz-Aufenthalts arbeitete er noch verbissener als zuvor. So dass ihm der Trainer ihm auf den Heimweg die Warnung mitgab, es nicht zu sehr zu übertreiben. Das würde die nächste harte Aufgabe werden, die auf ihn zukommen würde.
  3. 141519

    Rico Costa Classic Tour New Member

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    So langsam fühlte er sich schon, als würde er dazu gehören. In den letzten beiden Wochen hatten sich kurzfristig viele Türen geöffnet, so dass er neben dem Trainingsalltag, der nach wie vor die meiste Zeit in Anspruch nahm, auch in den Genuß gekommen war, nach seinem Einstand in der Schweiz auch in seiner Heimat bei Turnieren auf dem Platz zu stehen.
    Es waren nun beileibe nicht die größten Turniere, zu denen er gefahren war und seine Leistung hatte doch etwas zu wünschen übrig gelassen. Doch nach und nach fühlte er, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Hier wollte er beginnen seinen Traum zu leben. Das war das, was er sich schon immer gewünscht hatte. Und nun begann es, wenn auch bisher in überschaubaren Maßen Gestalt anzunehmen.

    Die Ergebnisse in Venezuela, wo er 0:6 2:6 gegen einen Polen unterlegen war und in Kolumbien gegen einen aus Katar stammenden Tennisspieler glatt mit 0:6 0:6 verloren hatte waren noch nicht dass, was er sich vorgestellt hatte. Aber er war am Anfang seines Wegs und er hatte das Gefühl, dass er trotz der klaren Niederlagen langsam besser mit dem Trubel, der selbst bei diesen kleinen Turnieren herrschte, zurecht kam.
    Allerdings musste er so langsam aufpassen, dass ihm sein Geld nicht ausging. Als er aus der Schweiz zurückgekehrt war hatte er sich gleich für mehrere Turniere angemeldet. Das letzte davon stand nun in Guatemala an. Dies hatte er mit dem Besuch bei entfernten Verwandten verbinden können, so dass er sich zumindest die Kosten für die Unterkunft sparen konnte. Aber auf lange Sicht würde er es sich noch nicht leisten können auf eigene Kosten von Turnier zu Turnier zu reißen.

    Doch jetzt wollte er morgen bei seinem Auftritt in Guatemala sich selbst zeigen, dass er sich in der letzten Trainingswoche verbessert hatte. Insgeheim erhoffte er sich sogar einen Satz ein wenig enger gestalten zu können, als das bisher der Fall gewesen war. Er hatte in der vergangenen Nacht sogar von einem Satzgewinn geträumt. Aber der beste Traum half nichts. Morgen auf dem Court würde er zeigen müssen, was er wirklich abrufen konnte. Aber bis dahin musste er noch versuchen ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
  4. 141519

    Rico Costa Classic Tour New Member

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    Es ging alles sehr schnell in dieser Tenniswelt. Es kam ihm vor wie gestern, dass er sich vorgenommen hatte, beim anstehenden Turnier in Guatemala einen Satz einmal ein wenig enger zu gestelten und heute saß er hier in einem kleinen Ort in der Schweiz namens Küssnacht und wartete auf sein nächstes Match.

    Doch der Reihe nach: Sein Vorhaben in Guatemala hatte er einhalten können. Er schaffte es im ersten Satz in den Tie-Break zu kommen und konnte sich dank zwei glücklichen Aktionen in diesem mit 7:5 gegen seinen tschechischen Kontrahenten durchsetzen. Dieser Erfolg schien ihm die zweite Luft zu verleihen und auch im zweiten Satz schaffte er es bis zum Entscheidungsspiel dran zu bleiben. In diesem hatte Krizek scheinbar seine Konzentration ein wenig verloren, denn mit 7:1 ging auch dieser an Rico. Somit stand er zum ersten Mal in seiner Karriere in der zweiten Runde in einem Turnier dieser Größenordnung.
    In der zweiten Runde bekam er es mit dem Argentinier Botto zu tun, der sich letztendlich als zu stark erwies. Doch gerade im zweiten Satz der 6:2, 7:6 (7:2) Niederlage schaffte er es phasenweise ganz gut mitzuhalten.

    Die nächsten beiden Turniere spielten sich auf Sand ab. Das eine auf Kuba, wo er in der ersten Runde auf den Chilenen Briones traf. Wider Erwarten deutlich konnte er sich mit 6:1, 6:0 durchsetzen und stand zum zweiten Mal in Folge in der zweiten Runde. Doch wieder gab es in der zweiten Runde gegen den Spanier Burillo nichts zu holen (2:6, 2:6).
    Die nächste Station war ein Sandplatzturnier in L.A. Das Turnier in der Glamourgegend Hollywood nahm er auf der Durchreise mit, da er noch einmal in die Schweiz fliegen wollte. Einerseits um Matthias zu besuchen und mit ihm zu trainieren, zum anderen hatte Matthias' Trainer ihm eine SMS geschrieben, dass er ihm einen Platz in einem Turnier organisieren könnte. Außerdem hatte er ihm angeboten noch einmal intensiv mit ihm zu arbeiten.

    Doch zuvor schaffte er es auch gegen Djimby Djarbiri aus Madagaskar (6:0, 6:0) in die zweite Runde, doch auch dort war wieder Endstation. Diesmal war es der Deutsche Wille, gegen den er mit 0:6, 2:6 wieder relativ chancenlos ausschied.

    Doch hier in der Schweiz lief es besser. Erstens fühlte er sich auf dem Hartplatz noch wohler als auf Sand und zweitens hatte es die Auslosung ganz gut mit ihm gemeint. In der ersten Runde schaltete er den an 17 gesetzten Deutschen Kraus mit 6:1, 6:4 aus. Sein erster Erfolg gegen einen gesetzten Spieler. in der zweiten Runde konnte er seinen bisher größten Erfolg feiern, indem er mit einem Sieg über seinen portugiesischen Namensvetter Francisco Costa (1:6, 5:7) in die dritte Runde eingezogen war. Doch er war sich bewusst, dass es nur knapp gelungen war. In beiden Matches war ihm in der Schlußphase die Luft etwas ausgegangen. Das würde er sich in der dritten Runde nicht leisten können. Dort würde er in wenigen Stunden auf Tobias Tonn aus Deutschland treffen, der in der ersten Runde immerhin die Nummer 10 der Setzliste ausgeschalten hatte. Man würde sehen wie es laufen würde. Aber seinen ersten Weltranglistenpunkt konnte ihm keiner mehr nehmen, egal wie es weitergehen würde. Eine riesige Motivation auf seinem weiteren Weg.

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